Das passiert wenn du Probiotika einnimmst
Eines Tages erhielt ich einen Anruf von einer Kundin. Sie berichtete mir, dass sie seit acht Wochen mein neu entwickeltes Probiotikum gegen die Symptome bei Laktoseintoleranz regelmäßig nahm. Seit Jahren litt sie unter der Laktoseunverträglichkeit, hatte schon verschiedene Ärzte konsultiert und auch darüber hinaus alles versucht. Doch was sie auch unternahm, nichts hatte geholfen. Auch ihr Hausarzt wusste lange Zeit keinen Rat mehr. Doch dann empfahl er ihr ein Probiotikum, von dem er gelesen hatte. Es sei ein neuartiges Produkt und basiere auf einer speziellen Kombination von probiotischen Bakterien, die im Darm angesiedelt werden und dort Laktose abbauen. Gesagt, getan, die Frau kaufte sich das Probiotikum und nahm es regelmäßig ein. Doch was nach einiger Zeit mit ihr passierte hatte sie so nicht erwartet.
Die Darmflora enthält viele probiotische Bakterien
Probiotika sind eine Mischung aus sorgfältig ausgewählten probiotischen Bakterien. Diese guten Bakterien sind Teil unserer ganz natürlichen Darmflora – heute auch als intestinale Mikrobiota bezeichnet. Die Bezeichnung Mikrobiota umfasst die Gesamtheit aller Mikroorganismen. Der etwas häufiger benutze Begriff Mikrobiom steht für die Gesamtheit aller mikrobiellen Gene. Bei uns ist jedoch der historisch bedingte Name Darmflora gebräuchlich.
Experten schätzen, dass sich die Darmflora aus bis zu 1500 verschiedenen Bakterien zusammensetzen kann. Seitdem die Bestimmung der Bakterien über die Gensequenzierung erfolgt kommen ständig neu entdeckte Arten dazu.
Die größte Anzahl der Darmbakterien sind die guten und freundlichen Bakterien, die unserer Gesundheit und dem Körper allgemein sehr gut tun. Sie leben in den Schleimhäuten unseres Dünn- und Dickdarms und verrichten dort extrem wichtige Aufgaben.
Nun haben wir aber nicht alle 1500 Bakterienarten in unserem Darm sondern aus diesem Pool so circa 400-500 unterschiedliche Arten. Die Zusammensetzung, auch Diversität genannt, hängt von vielen Faktoren ab. Es beginnt schon mit der Geburt und der Flora der Mutter, setzt sich über die Umgebungsbedingungen fort, ist in großem Maße von der Ernährung abhängig und schließlich haben noch zahlreich äußere Faktoren einen Einfluss. Somit hat jeder einzelne Mensch seine eigene individuelle Bakterienzusammensetzung im Darm und die ist für ihn so spezifisch wie sein Fingerabdruck.
Milchsäurebakterien futtern Laktose
Eine spezielle Gruppe dieser Bakterien sind die Milchsäurebakterien mit den beiden wichtigen Vertretern, den Laktobazillen und Bifidobakterien. Sie werden auch als sogenannte Leitkeime bezeichnet, d. h. Bakterienarten, die immer vorhanden sind. Diese Milchsäurebakterien verwenden den Milchzucker (Laktose) als Nahrungsquelle und wandeln ihn in Milchsäure um. Genau diese Eigenschaft hilft dabei die Laktose im Darm abzubauen, wenn nicht mehr im Darm das Enzym Laktase in ausreichender Menge oder gar nicht zur Verfügung steht.
Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel
Bei Probiotika kommt es auf das Zusammenspiel der einzelnen Milchsäurebakterien an und dass sie sich bei ihrer Ankunft im Darm unterstützen. Natürlich haben sie es dort erstmal mit den „angestammten“ Bewohnern zu tun. Deshalb sollte ein Probiotikum langsam eingeschlichen werden, weil es zunächst zu Wirkungen kommen kann, die man ja vermeiden wollte, wie z. B. Durchfall. Das ist in dem Fall ganz normal und legt sich mit der Zeit wenn die Bakterien im Darm langsam angesiedelt sind. In diesem Punkt ist die Wissenschaft eigentlich noch vorsichtig und sieht probiotische Bakterien, die als Probiotika zugeführt werden als „Durchreisende“ an. Deshalb sollten Probiotika für mindestens acht bis zwölf Wochen regelmäßig dem Darm zugeführt werden. Die Bakterien benötigen Zeit, um sich in der existierenden Darmflora anzusiedeln und diese Besiedlung auf Dauer aufrecht zu erhalten. Diese Symbioselenkung kann man vielmehr als eine Art von Kur betrachten als ein sofort wirksames Mittel.
Im Fall der Laktoseintoleranz kann jedoch die Wirkung schon nach einer Zeit von 4-6 Wochen festgestellt werden. Bei Verzehr von Milchprodukten bzw. laktosehaltigen Lebensmittel bleiben die sonst üblichen Symptome aus.
Blähungen und eine gute Balance der Darmflora
Doch was hatte die Dame zu berichten? Natürlich war sie hell auf begeistert, dass sie wieder Milchprodukte vertragen konnte und davon keine Verdauungsbeschwerden bekam Doch das war nicht der alleinige Grund ihrer Freude. Denn sie hatte nun auch keinen Blähbauch mehr. Seit Jahren trug sie einen ständigen Blähbauch mit sich herum, der sie beeinträchtige und ihr den Alltag erschwerte. Und dieser Blähbauch war verschwunden und damit auch ihr Körperumfang. Sie berichtete freudestrahlend, dass sie schon angesprochen wurde, ob sie abgenommen hätte denn sie sah nicht mehr so dick aus.
Diese Beobachtung deckt sich mit vielen Anwendungserfahrungen von Menschen, die unter ständigen Blähungen litten. Durch die Einnahme von Probiotika mit den guten Milchsäurebakterien verschwanden auch die Blähungen.
Die richtige Zusammensetzung der Darmflora hat einen entscheidenden Einfluss auf das, was im Darm vor sich geht. Von enormer Bedeutung ist die Balance zwischen den guten Bakterien und den weniger guten bis schädlichen Bakterien.
Hierzu hat die Wissenschaft auch schon geforscht und daraus folgendes Ergebnis abgeleitet:
Das optimale Gleichgewicht für eine gute Darmflora besteht aus 85 % guten Bakterien und 15 % schlechten Bakterien. Diese Prozentzahlen sind ungefähre Richtwerte und können bei jedem einzelnen Menschen unterschiedlich sein. Doch in dieser Größenordnung sollte die Zusammensetzung annähernd sein, um eine gute Balance zu erhalten. Dann haben die guten Bakterien eine Umgebungsvoraussetzung, in der sie gedeihen können.
Dabei darf man „schlecht“ nicht so verstehen, dass es besser wäre wenn diese Bakterien gar nicht da wären. Auch sie haben eine Aufgabe, werden gebraucht und das ist gut so, solange sie aber in der Minderheit sind.
Die darmgesunde Lebensweise
Überhaupt ist die Darmflora ein sehr fragiles und dynamisches Ökosystem, das auf viele Faktoren reagiert und sich entsprechend verändert. Um ein gutes Ergebnis mit Probiotika zu bekommen ist die gesamte Lebensweise mit einzubeziehen. Als wichtigster Punkt ist hier natürlich die Ernährung entscheidend und sollte sehr viele Ballaststoffe enthalten. Als nächstes ausreichendes Trinken, am besten Wasser oder ungesüßte Tees. Denn Zucker oder gar Süßstoffe verändern die Darmflora. Regelmäßige Bewegung wirkt sich sehr positiv auf den Darm und die Verdauung aus. Aber auch Ruhepausen und vor allem genügend Schlaf sind sehr wertvoll.